Momentan kommt es zu militanten Formen des Widerstands im Hambacher Forst, deshalb ein paar Gedanken dazu:
Mir ist bewusst, dass es im Wald schon immer Gruppen gegeben hat, die Gewalt als legitimes Mittel betrachten und einsetzen. Nach den Vorkommnissen bei den vergangenen Räumungen und den ständigen Anschuldigungen und Lügen durch unsere Landesregierung und auch die knapp bemessene Zeit, die uns noch bleibt, um den Klimawandel aufzuhalten, kann ich sogar marginal nachvollziehen, was sich diese Menschen denken, vorausgesetzt es geht ihnen wirklich um einen schnellen Kohleausstieg und nicht nur um „Krawall“.
Gewalt gegen Menschen ist nicht mein Mittel und ich glaube die Mehrheit aller, die für den Erhalt des Waldes und den schnellen Kohleausstieg kämpfen, denken genauso. Es sind einige wenige, die für sich den militanten Weg wählen. Klar stürzt sich die Presse darauf, wenn Molotow Cocktails fliegen und es wird nicht lange dauern, bis Herr Reul sagt: „Sehen Sie, das habe ich ja immer gesagt“ und die Vorkommnisse der letzten Nächte zum Anlass nimmt, um seinen neuen Panzer im Hambi auszuprobieren. Das Schlimme daran ist … viele Menschen würden ihm Recht geben und sich dezent aus der Hambiszene zurückziehen.
Ich habe im vergangenen Jahr so viel Gutes von den Hambis gelernt, habe Repressionen bei meinem Arbeitgeber in Kauf genommen, weil er nach wie vor seine Informationen aus der Tageszeitung bezieht und mich auch in die Schublade „Umwelt-Terrorist“ steckt, habe Zeit im und am Wald verbracht, habe mit Geld- und Sachspenden die Menschen unterstützt und weiß, dass die meisten den Kampf friedlich führen. Es wäre schlimm, wenn tatsächlich eine Spaltung der gesamten Hambi-Bewegung einsetzen würde, wie sie derzeit von einigen Menschen in den sozialen Medien herbei geredet wird. Wie krank wäre das denn, wenn wir gegen uns selbst kämpfen und uns selbst schwächen?
Dass Gewalt von einigen als zielführend gesehen wird, liegt auch an unserem System. Erst als in Frankreich die Schlagzeile in den Zeitungen lautete: „Milliardenschäden für die Wirtschaft“, hat Macron eingelenkt und Änderungen angekündigt.
Trotzdem ist Gewalt in meinen Augen nicht der richtige Weg, denn was man mit Gewalt erreicht, muss man auch mit Gewalt verteidigen. Lasst uns weiter gemeinsam friedlich weiter machen. Ich vertraue den friedlichen Menschen im Wald und werde sie auch weiter unterstützen. Es kann nicht sein, dass wir Bürgis sie im Stich lassen, nur weil ein paar andere einen Weg gehen, der uns nicht gefällt.
Simon Genten
26. Dezember 2018 — 14:47
ja, eine Spaltung wäre fatal. Ich kann aber für das, was offenbar geschehen ist, keinerlei Verständnis aufbringen. Bereits taktisch betrachtet ist das absoluter Irrsinn, so dass ich denke, von Evtl. bezahlten (?) Provokateuren der Gegenseite zu sprechen, ist eine Theorie wert. Aber dann kommt hambacherforst.org, wer immer das ist und meint, sich dahingehend äußern zu können, dass im Grunde jeder machen kann, was er will. Übersehen wird dabei, dass die Öffentlichkeit so reagiert, wie es vorherzusehen war und dass diese kindsköpfe das wissen mußten ! Die Menschen, die hier wertvolle Arbeit geleistet haben und es tun und da rechne ich jetzt die Menschen in den baumhäusern und an der Mahnwache und im Camp dazu sowie unzählige andere werden die Scheisse wieder ausbaden müssen. Unsere Bewegung ist stark geworden durch friedlichen Protest, der ja gerade die Gewalt der Gegenseite in ihrer vielfältigen Form entblößt hat und uns Stärke und Zusammenhalt gegeben hat. Das sollten wir uns von einigen Wenigen nicht kaputt machen lassen. Aber man sollte diesen Wenigen die Grenzen aufzeigen, vielleicht mit einer gewaltfreien Aktion/Demonstration !?
Tanja
28. Dezember 2018 — 11:19
Bin vollkommen Deiner Meinung, Simon. Die Demo “Wir lassen uns nicht spalten” ist eine gute Idee, würde aber vorschlagen, das mit dem Spaziergang am 29.12. zu verknüpfen, z.B.. Bin selbst erst wieder am 01.01. dort.
Tanja